Das Kavalleriegefecht bei Liebertwolkwitz
vom 14. Oktober 1813
Die Völkerschlacht
wurde bei Liebertwolkwitz, im Süden Leipzigs, mit einem Gefecht eröffnet,
das als das größte Kavalleriegefecht aller Zeiten in die Geschichte
eingehen sollte. Murat
hatte das Oberkommando über die französischen Streitkräfte,
welche aus den Korps Poniatowski,
Victor,
Lauriston
sowie den Kavalleriekorps Kellermann und Pajol (welches Milhaud
am 12. Oktober ersetzte) bestand. Ihm stand der russische General Wittgenstein
gegenüber, der die Vorhut der Böhmischen Armee kommandierte.
Das Gelände um Murats
Stellung bestand größtenteils aus sanften Böschungen und
flachen Hügeln. Durch den anhaltenden schweren Regen war der Boden,
vor allem in den Hohlwegen, naß und schlammig. Dadurch wurden Bewegungen
sehr erschwert. Das Plateau, das sich von Liebertwolkwitz nach Güldengössa
und Wachau erstreckte war ungefähr 1.400 Schritte groß. Der
höchste Punkt , der Galgenberg, war eine ausgezeichnete Artilleriestellung
und der Hügel selbst hatte den zusätzlichen Vorteil, daß
er alles was hinter ihm geschah verbarg. Murat
besaß so eine sehr starke Stellung mit Dörfern und Hügeln
entlang der Front. Die Verbündeten mußten bei einem Angriff
über offenes Gelände gegen Murats
Artillerie vorrücken.
Napoleon
rückte währenddessen auf Leipzig vor. Er mußte unbedingt
Zeit gewinnen, um seine Truppen zu konzentrieren, während er die
Böhmische Armee so weit wie möglich von Blücher
und dem Kronprinzen fernhielt.
Seine Instruktionen für Murat
waren, die Verbündeten so lange wie möglich aufzuhalten, aber
sich nicht in schwere Kämpfe verwickeln zu lassen.
Wittgenstein
hatte den Eindruck, daß alles was sich vor ihm befand nur die Nachhut
war, die den französischen Rückzug deckte. Er schickte deshalb
seine Kräfte schnell vorwärts und stolperte so förmlich
in ein Gefecht hinein. Wittgensteins
Vorhut unter Graf
Pahlen III erhielt den Befehl sich nach Liebertwolkwitz über
Cröbern und Güldengossa zu begeben.
Prinz
Eugen von Württemberg (Kommandant des II. Russischen Korps) war
angewiesen worden seine Kräfte in zwei Linien zu entfalten und von
Magdeborn über Güldengossa nach Liebertwolkwitz vorzurücken.
Prinz
Gortschakow II erhielt Befehl nach Störmthal zu marschieren und
sich dann zu entfalten. Kleists
Reservekavallerie unter Röder wurde nach Cröbern befohlen um
Pahlen
zu unterstützen. Seine Hauptkräfte sollten bei Espenhain in
Reserve verbleiben. Später sollte noch die 3. Russische Kürassierdivision
Röder folgen. Rajewskis
Grenadierkorps lag ebenfalls in Reserve.
Murat
entfaltete das Korps Victor
zwischen Markkleeberg und Wachau. Lauriston
deckte den Galgenberg und Liebertwolkwitz. Eine schwere Batterie ging
auf dem Galgenberg in Stellung. Desweiteren nahm die Kavallerie versteckt
hinter dem Galgenberg Aufstellung. Eine Division der Jungen Garde war
in Holzhausen postiert und das Korps Augereau
stand auf dem Thornberg.
Pahlen
sandte seine Kosaken aus, um die gegnerischen Stellungen zu erkunden.
Sie berichteten, daß das Gebiet zwischen Markkleeberg und Wachau
von starken Kräften besetzt war. Grodnys Husaren wurden zur Unterstützung
ausgesandt. Der Vormarsch hielt an, bis klar wurde daß die Franzosen
Widerstand leisten würden. Jetzt waren die Verbündeten gezwungen
zum Gefecht überzugehen. Die schwere französische Batterie bekämpfte
die Sumy-Husaren bis sie zurückfielen und die erste französische
Kavallerieattacke begann mit der Division l`Hèritier, unterstützt
durch die Division Subervie, die sich in einer Kolonne vorwärts bewegte.
Die Sumy-Husaren stürmten auf die führenden französischen
Regimenter ein und schlugen sie zurück. Das zweite Regiment jedoch
warf die russischen Husaren zurück. Ihr Vormarsch wiederum wurde
von den preußischen Neumarker Dragonern gestoppt, bis diese vom
nächsten französischen Regiment zurückgeworfen wurden.
In der Zwischenzeit hatten sich die Sumy-Husaren gesammelt, rückten
die schlesischen Ulanen heran und bereiteten sich die ostpreußischen
Kürassiere auf einen Agriff der französischen Kolonne vor.
Während sich die Franzosen sammelten wurden sie von den Ostpreußen
frontal und von den Schlesiern in der Flanke angegriffen. Sie wurden in
ihre Augangsposition zurückgetrieben, hart verfolgt durch die Preußen.
Auf dem Galgenberg begleiteten die französischen Reserven die Preußen
und dann begann wieder eine Verfolgung, welche die Preußen in ihre
Ausgangstellung zurück trieb. Die Verfolgung kam zum Stillstand und
wurde von den Neumarker Dragonern zurückgeschlagen, die sich gerade
nach ihrer ersten Aktion gesammelt hatten. Einem Offizier dieses Regimentes
gelang es beinahe Murat gefangen
zu nehmen.
Während der ganzen Zeit gab es keinen Gefechtsstillstand. Detailierte
Studien über dieses Geschehen ergaben einen klaren Hinweis darauf,
wie die Kavallerie in dieser Zeit kämpfte - einem Angriff folgte
stets ein Gegenangriff und eine Verfolgung durch die Reserven, die nur
unterbrochen wurde, wenn der Feind seine Reserven ins Spiel brachte. Während
dessen sammelte sich die erste Angriffswelle für eine spätere
Verwendung. Es ist erwähnenswert, daß die Verbündeten
in der Lage waren es mit einer französischen Übermacht, die
in flachem Gelände bevorzugt in Kolonnen angriff, aufzunehmen und
sich behaupten konnten, weil sie die Franzosen frontal zu fesseln vermochten
und die Flanke der schwerfälligen französischen Kolonne angriffen,
bevor diese die Chance hatte sich zu entfalten.
Nach einem kurzen Zusammenstoß an der linken Seite der Verbündeten,
verwandelte sich jedoch die ganze Aktion zunehmend in ein halbherziges
Geplänkel. Auf der rechten Seite der Verbündeten bewegten sich
die Österreicher vorwärts, mit dem Ziel Liebertwolkwitz zu stürmen.
Die französische Verteidigung war so stark, daß der Angriff
zum Stehen kam. Es war jetzt bereits Mittag. Wittgenstein
befahl Klenau
Liebertwolkwitz zu nehmen, den Schlüssel zur französischen Stellung.
Wenn diese Stadt in den Händen der Verbündeten wäre, müßten
die Franzosen ihre schwere Batterie vom Galgenberg abziehen und den Verbündeten
die Stellung völlig überlassen.
Klenau
entfaltete seine Männer sehr geschickt - er entsandte seine Vorposten
um die französischen Kräfte in ein Geplänkel zu verwickeln
und postierte die Kavallerie an den Flanken um seine Infanterie zu schützen,
die in Sturmkolonnen aufmarschierte. Die Österreicher stürmten
Liebertwolkwitz und nach einem harten zweistündigen Straßenkampf
fiel Liebertwolkwitz. Außerhalb von Lieberwolkwitz zog die französische
Artillerie ab, verhinderte so einen österreichischen Angriff. Der
Weg war nun frei für die Verbündeten um ihren Sturm auf das
Zentrum der französischen Stellung fortzusetzen.
Die Franzosen versuchten einen Gegenangriff, welcher aber zurückgeschlagen
wurde. Flankenangriffe durch die preußische Kavallerie brachen die
französische Formation auf und beinahe wäre Murat
abermals in Gefangenschaft geraten. Die Verfolgung setzte sich bis zum
Galgenberg fort, wo französische Kanoniere versuchten ihre Kanonen
abzuziehen. Sie wurden von den Preußen niedergemacht.
Das
erwies aber als Fehlschlag. Die Franzosen hatten mittlerweile Reserven
der Kavallerie und Infanterie herangeführt und umzingelten die Schlesischen
Kürassiere. Diese wiederum mußten sich ihren Weg unter großen
Verlusten freihauen. Unter Verfolgung fielen sie auf ihre Ausgangsposition
zurück. Der französische Gegenangriff wurde wiederum zurückgeschlagen.
Die Aktionen gingen zunehmend in einzelne Scharmützel über.
Murats
ausdrückliche Befehle waren den Vormarsch des Feindes aufzuhalten
und sich auf keinen Fall in schwere Gefechte verwickeln zu lassen. Stattdessen
wurde er in Kämpfe verwickelt, in die er immer mehr Truppen senden
mußte. Um 14.30 Uhr startete er seinen letzten Angriff. Er entfaltete
seine Kavallerie in einer langen Kolonne, welche rechts in das Herz der
Stellung der Verbündeten stürmte, bevor sie von Flankenangriffen,
die von Klenaus
Österreichern unterstützt wurden, zurückgeschlagen wurden.
Die Franzosen waren geschlagen und wurden bis weit über den Galgenberg
verfolgt. An diesem Tage waren sie nicht mehr in der Lage einen neuen
Angriff zu starten.
Währendessen ging das Gefecht um Liebertwolkwitz weiter. Wittgenstein
konnte Klenau
keine Unterstützung geben und ließ ihn in einer gefährlichen
Lage zurück. Währendessen führte Murat
frische Infanterie heran. Um 16.00 Uhr griff er Liebertwolkwitz an. Der
Sturm war erfolgreich und einige Österreicher wurden in der Kirche
gefangen und niedergemetzelt. Die Österreicher zogen sich vom südlichen
Rand der Stadt nach Einbruch der Dunkelheit zurück.
Die Gesamtverluste der Verbündeten betrugen 80 bis 85 Offiziere,
zwischen 2.000 und 2.100 Mann sowie 600 bis 650 Pferde. Einzelheiten der
französischen Verluste sind unzuverlässig, aber sie waren wahrscheinlich
größer. Es ist bekannt, daß sie zwei Generäle und
96 Offiziere verloren hatten, sowie 800 Gefangene an die Österreicher.
Das Gefecht selbst endete fast ergebnislos. Mit größerer Bestimmtheit
und Vertrauen hätte Wittgenstein
Murat
eine Niederlage zufügen können und so möglicherweise die
Völkerschlacht bei Leipzig zu einem schelleren Ende gebracht.
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